Ortles-Bike-Runde- Maria Peinsipp und Martina Rauscher
bikten wieder!
„Ortles“ sagen die Einheimischen
zum Ortler. Maria und ich sind mit dem Mountainbike die Ortlerrunde gefahren.
Unser Quartier war in Schlunders im Vintschgau.
Durch Obstplantagen fuhren wir
nach Prad und weiter über die Vellnair-Alm (erste Bergwertung)
nach Sulden zur
Bahn, um dann über eine schottrige Piste die Bikes – durch Schneereste- aufs Madritschjoch (3123m) zu schieben.
Die Abfahrt war so steil, dass
wir anfangs eine „Abschiebung“ draus machten, um uns dann aber doch aufs Bike
zu werfen und zur Zufallhütte abzufahren.
Am zweiten Tag ging es 1890
Höhenmeter nur bergab!!
Wir fuhren vorbei an Erdbeerplantagen auf 1700
Höhenmeter, die so köstlich dufteten, dass wir bei der ersten Konditorei zum
Kaffee gleich Erdbeerschnitten bestellen mussten!
Der zweite Tag war unser Kulturtag und Maria hielt dieses
geschichtsträchtige Programm sehr gut aus! Freilich wäre ein späterer Rasttag
für uns sportlicherseits besser gewesen, aber was sollten wir tun, wenn wir im
Vintschgau an derart bedeutenden Kulturgütern vorbeifahren?
Wir besichtigten daher
Maria auf der Schmelz, St. Stephan, die St. Vigiluskapelle (1080 n.Chr.!)
, St.
Dyonsos, die Spitalskirche in Latsch mit dem berühmten Gnadenstuhl von
J.Lederer von 1520 ,
das Michaelsrelief der Peter und Paulkirche,
die
Laurenziuskapelle und natürlich die wunderschöne Prokuluskapelle in Naturns,
die Fresken aus dem 7. Jahrhundert beherbergt ( „den Schaukler“).
Der Schaukler Am Talboden führten die Bikewege entlang der sogenannten Waalwege, die früher Bewässerungsanlagen waren, um die wohlige Wärme des Vintschgau für den Obst- und Weinanbau zu nützen. |
war wieder ein toller Biketag! Wir schraubten uns Kehre für Kehre hinauf ,
kehrten natürlich auf dieser beliebten Alm zu und fuhren dann über die
Naturnser Böden
ins Richtung Ultental weiter. Auf der Ausserfalkomai Alm, der
sicher schönsten Alm dieser Tour, genossen wir in der späten Nachmittagssonne
unser Butterbrot
ehe es über eine Klettersteig –Passage (!!)
nach St. Walburg
im Ultental ging.
Am nächsten Tag besichtigten wir
die 1000 Jahre alten Ultener Urlächen
und schlugen den Weg ein über die Kaseralm zum Rabbi-Joch, auf dem ein
einzigartiges Steinmadl bereits lange vorher zu sehen ist.
Es ist ein aus sehr
vielen Steinen hoch aufgerichtetes Kreuz , knapp vor der Haselgruberhütte. Wenn
Maria und ich gemeinsam biken zahlt einmal sie und einmal ich.
Auf der
Haselgruberhütte war ich dran. Ich ging in die Hütte und grüßte laut und merkte
an den Gesichtern, dass mich plötzlich keiner verstand. Wir waren also in
Italien angekommen! Bisher sprachen alle
Deutsch mit herzigen Südtiroler Dialekt, nun hieß es sprachlich improvisieren.
Meine Italienisch-Stunden liegen lange zurück, sodass wir vorerst mit der internationalen
„Minestrone“ auskommen mussten. In Rabbi
schien es uns, als seien die Gehsteige hochgeklappt, so einsam wirkte es
und wir hatten Sorge, in einem Heuhaufen nächtigen zu müssen.
Aber wie so oft
kam es anders: Maria entdeckte sogleich eine Unterkunft, sprach in einem
unverwechselbaren Deutsch-Italienisch-Englisch- Mischmasch mit dem Besitzer und
bestellte gleich 2 Kaffees (die besten der Tour!!).
Am drauffolgenden Tag war der Passo
Cercen am Tourenplan.
Über wunderschöne Waldwege und ein uriges Almgebiet erreichten wir eine italienische Alm
, Malga Cercen Basso, wo in großem Stil die Milch verarbeitet wurde, wir die
Käserei besichtigen konnten
und uns zu schmackhaften Käsebroten hinreißen
ließen. Der Passo Cercen hatte es in sich!
Ein toller Wanderweg führte auf diesen ausgesetzten Pass, mit unseren
Bikes wurde es eine Trage-Schiebe-passage, die uns den Schweiß auf die Stirne
trieb.
Die Abfahrt war unendlich und
wunderschön.
Wir ließen richtig „die Sau raus“- wir pfefferten bergab und frästen
wie Mountainbike-Profis talwärts. Knapp über dem Talboden allerdings ging
meinem Vorderreifen die Luft aus
und wir mussten Reifenwechseln, was an und für
sich kein Problem darstellt, wenn die mitgenommenen Patronen funktionieren.
Leider war dies nicht der Fall und so schoben wir bis zum nächsten Bauernhof
bergab. Erneut waren unsere Italienischkenntnisse gefordert….
Entlang eines idyllischen
Bikewegs fuhren wir nach Fucine, um mit dem Biketaxi die Passtrasse
Richtung Passo Tonale zu überwinden.
Maria und ich sind keine Straßenbiker und wir scheuten diese stark befahrene,
sehr enge gewundene Straße. Allerdings
ließen wir uns nicht ganz zum Passo Tonale chauffieren, weil wir noch die
Befestigungsanlagen des 1. Weltkrieges besichtigen wollten und so bikten wir
zum Fort Meru
und dann erst weiter zum
Passo Tonale. Von dort hielten wir uns rechts zum Refugio Nigritello und über die Meda, einem
wunderschönen Almengebiet,
erglommen
wir die letzten Höhenmeter des Tages, um
nach traumhaftem Wiesentrail in Pezzo
zu nächtigen.
Von dort aus freuten wir uns auf eine uns bekannte Strecke, die wir Jahre zuvor
schon bewältigt hatten: der Passo Gavia!
Langsam schraubt man sich auch hier
hoch, leichter, weil es asphaltierte Straßen sind, die zum Glück an diesem Tag
nicht besonders von Autos frequentiert
wurden.
Die lange Abfahrt bis St.
Catarina ist dann eine Belohnung, die allerdings steif gefrorene Finger
beschert!
Maria kümmert sich immer um die Wettervorhersage und der bescherte uns
am kommenden Tag nichts Gutes: Schnee!? Als wir nachmittags in der Unterkunft
waren, schüttete es bereits in Strömen: Wir mussten unser Tour daher
umkrempeln, eine Bergwertung ausfallen lassen
und fuhren gleich nach Bormio.
Von dort bikten wir zum Lago di Canciano,
zählten die unendlichen Kehren hinauf,
weiter
ging es ins einzigartig schöne Valle Forcola und über eine alte Militärstrasse –mit Blick
auf Steinböcke! - zur Bocchetta di Forcola, einer Bergscharte, die ein
bedeutendes Grenzgebiet im 1. Weltkrieg darstellte. Von dort schossen die
Italiener 1914 zum Stilfserjoch und bis in den Vintschgau!
In einer atemberaubenden Abfahrt
düsten wir zum Umbrailpass, bogen nach links ab in die Schweiz und gönnten uns in
Graubünden eine „Torta da Nusch“, die beste Spezialität nach einem so langen
Tag!
Über Müstair führte unsere
Radtour nach Italien zurück und kaum über der Grenze waren wir auch schon
wieder beim Ausgangspunkt Schlunders!
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